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Mythos Costa Rica - Part II

  • Autorenbild: L.
    L.
  • 8. Apr. 2018
  • 5 Min. Lesezeit

Thema: Sloth Sanctuary in Limón


Mythos: Faultiere sind bedroht in Costa Rica. Grund dafür sind mehrere Faktoren – Stromleitungen, Strassenhunde und Strassen. Deswegen ist das grosse Sloth Sanctuary an der karibischen Küste in Limón wichtig!

Faultiere sind ganz besondere Tiere, die unglaublich kompliziert sind und über die man noch lange nicht alles weiss. Man unterscheidet zwischen den 3-Finger Faultieren und den 2-Finger Faultieren, auf englisch 3-toed und 2-toed sloth. Während die deutsche Bezeichnung der Realität entspricht, führt die englische Variante zu Verwirrung. Die Anzahl der Zehen ist nämlich bei beiden Arten gleich – der Unterschied liegt an den Fingern. Des weiteren kann man die zwei unterschiedlichen Gattungen durch ihr Aussehen leicht unterscheiden.


3-Finger Faultier

Während das 3-Finger Faultier ein ständiges Grinsen auf dem Gesicht trägt und eine Art schwarze Maske auf den Augen, zeichnet sich das 2-Finger Faultier durch seine schweinsähnliche Nase aus.

2-Finger Faultier

Seine Fellfarbe ist braun, die des 3-Finger Freundes ist grau, wobei die Erwachsenen eine stark grüne Färbung auf dem Rücken erhalten. Wie kommt das?

In seinem Unterfell siedeln sich Algen und andere Mikroorganismen an – ein ganzes eigenes Ökosystem. Durch diese kleine Welt, die auf ihm lebt, ernährt er andere Tiere wie Insekten und ihm gelingt eine nahezu perfekte Tarnung. Denn Faultiere hängen fast ihr ganzes Leben in Bäumen rum und essen reichlich Blätter. Aber nicht irgendwelche Blätter. Die Auserwählten haben einen saftigen THC-Gehalt. Somit ist ein Faultier sozusagen dauernd high – also kein Wunder, dass sie immer am Lächeln und abhängen sind. Zwei-Finger Faultiere haben eine nicht ganz so einseitige Ernährung. Sie zählen neben THC-haltigen Blättern auch Insekten und Früchte zum Speiseplan.


Der einzige Grund, weshalb sie auf den Boden gehen, sind Stuhlgang und zum Wasser lassen. Ein Mal die Woche verlässt es schliesslich die Welt der Lüfte und kommt zur Erde, um die verdauten Blätter hinten wieder rauszulassen. Wenn eine Faultier Dame ein Baby hat, so kommt das Baby mit auf die kleine Reise und isst die ersten paar Male das Häufchen seiner Mutter. So baut es ein gesundes Immunsystem auf.

Der zweite Grund ist uns Menschen zu verdanken: Strassen durchbrechen den natürlichen Lebensraum der Tiere. Um sich nun also fortzubewegen, bleiben oft nur zwei Möglichkeiten übrig – auf den Boden kriechen und die Strasse überqueren, oder eine Stromleitung zum überklettern nutzen. Beide Optionen sind lebensgefährlich für die kleinen Racker. Auf der Strasse sind sie Autos, Menschen, Strassenhunden und ihren natürlichen Fressfeinden wie Raubkatzen, Schlangen oder Raubvögeln ausgesetzt. Dagegen brät sie die Stromleitung nahezu zu Tode. Wenn sie trotzdem überleben, kommen sie häufig in ein sogenanntes Rescue Center, in denen sie aufgepäppelt werden, um später wieder in die Natur gelassen zu werden. Viele Faultiere kommen im Babyalter in diese Auffangstationen. Entweder, weil die Mutter aus diversen Gründen gestorben ist und man sie somit verlassen auf dem Boden findet, oder weil sie vom Baum gefallen sind und mitfühlende Menschen direkt eingreifen und die schutzlosen Babys zu den genannten Stationen bringen. Oftmals befinden sich Faultier Kinder grundlos in diesen Centern – denn sobald es vom Baum fällt, macht sich die Mutter meist, aber nicht immer, auf den Weg runter um es zurückzuholen. Doch der Weg ist lang und hart. Ein Faultier nimmt es gerne gemütlich und braucht somit seine Zeit. In dieser Zeit jedoch werden die Kleinen von den genannten mitfühlenden, aber ahnungslosen Menschen gefunden und weggebracht. Die Chance, seine Mutter wiederzufinden, sind nun sehr gering. Somit wächst das Faultier in Menschennähe auf und kann erst im geschlechtsreifen Alter ausgewildert werden – mit 3 Jahren. Die Auswilderung ist im Gegensatz zu anderen Tieren wie beispielsweise Affen sehr einfach. Man hängt sie einfach an einen Baum und tschüss.

Apropos hängen - Faultiere hängen ihr ganzes Leben über am Baum. Sie gebären so ihre Babys, essen und schlafen in dieser Haltung. Wissenschaftler haben übrigens rausgefunden, dass Faultiere gar nicht so viel schlafen, wie man annehmen würde. 8-9 Stunden am Tag. Den Rest der Zeit sind sie am Essen, oder eben einfach nur gemütlich am Abhängen.


Nun kann aber nicht jedes Faultier mühelos in einem Rescue Center aufgepäppelt werden. Drei-Finger Faultiere sind unheimlich stressanfällig, was ihnen oft zum Verhängnis wird. So ist ein grosser Stressfaktor der Mensch. Sobald sie in Körperkontakt mit Menschen kommen, steigt ihr Stresspegel in einen solch ungesunden Bereich, dass sie davon sterben können. Somit ist die Haltung in Gefangenschaft ihr Todesurteil. Im Jaguar Rescue Center in Puerto Viejo erzählte man uns, dass sie nach spätestens zwei Wochen ausgewildert werden müssen – und selbst dann ist ihr Überleben nicht gesichert.

Deswegen gilt: man darf ein Faultier niemals anfassen! Wenn es versucht, die Strasse zu überqueren, helft ihm nicht indem ihr es auf die andere Seite tragt. Sperrt die Strasse, damit die Autos nicht zur Gefahr werden und gebt dem Tier die Zeit und Ruhe, die es braucht.


Wir sperrten die Strasse in Puerto Viejo, damit dieser süsse Kerl gemütlich seinen Weg gehen kann. Autos und Co. fanden das weniger lustig.

Da dies leider viele Menschen nicht wissen, völlig egal ob Einheimische oder Touristen, gelangen viel zu viele Faultiere grundlos in Auffangstationen. So eines ist das das Sloth Sanctuary in Limón. Sie nehmen jegliche Faultiere auf, um sie in kleinen Käfigen einzusperren. Natürlich passiert dies hinter den Kulissen, unzugänglich für Besucher. Woher weiss man das also? Viele Freiwilligenarbeiter und einige Tierärzte, die in dieser Einrichtung tätig waren, sind vor weniger Zeit mit einem langen Enthüllungsbrief an die Öffentlichkeit gegangen. Darin werden tierquälerische Zustände beschrieben – es ginge nur um den Profit.

Natürlich steckt hinter solch einem Skandal noch viel mehr. Man sollte auch nicht alles blind glauben. Doch eine solche Entwicklung, die durch Fachärzte geschildert wird, wirft Zweifel auf. Auf unserer Reise durch das Land haben uns einige Einheimische erzählt, man solle diese spezifische Sloth Sanctuary in Limón meiden – es werde momentan viel darangesetzt, es zu schliessen. Was passiert dann mit den Faultieren? Niemand weiss es. Aber damit dieses Treiben nicht noch mehr Faultieren zum Verhängnis wird, sollte man die Einrichtung nicht unterstützen.

Der Mythos ist somit unwahr! Faultiere sind nicht bedroht in Costa Rica. Man muss sie einfach richtig behandeln und die Menschen sensibilisieren.


Bevor ich nach Costa Rica ging, war einer meiner Träume eine Freiwilligenarbeit in besagtem Sloth Sanctuary. Zu meinem Bedauern war das nicht möglich – die Internetseite verriet, dass nur Einheimische eingestellt werden, um die lokale Wirtschaft voran zu treiben. Schwachsinn! Ich wurde eines Besseren belehrt. Es sollen wohl nicht noch mehr Menschen von ausserhalb Enthüllungen über die Faultier-Hölle schreiben. Als einzige Faultier Auffangstation der Welt, geniesst sie noch immer weltweites Ansehen – der Skandal hat zwar hohe Wellen geschlagen, ist aber sehr schnell wieder untergegangen.

Glücklicherweise gibt es andere tolle Alternativen, wie das Jaguar Rescue Center in Puerto Viejo. Puerto Viejo liegt auf der karibischen Seite, genauso wie Limón.

Über das Jaguar Rescue Center aber erzähle ich in einem anderen Beitrag!


Bis dahin: Passt auf, dass ihr nicht beim Essen einschlaft so wie der kleine Kerl da oben und ¡hasta luego!

L.

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