Ein Uber bis ans Ende der Strasse bitte!
- L.
- 1. März 2018
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Okt. 2018
Und nicht wieder zurück. So ungefähr könnte man unseren kleinen Ausflug in die Berge beschreiben.
Da es hier Uber im Übermass gibt, die dazu noch unschlagbar günstig sind, haben wir uns dazu entschieden, einmal bis ans Ende der Hauptstrasse zu fahren. Wieso? Durch ein wenig Recherche mithilfe von Google Maps haben wir herausgefunden, dass das Ende dieser Strasse auf einem Berg liegt, umgeben von Natur, und wie wir schlussendlich rausgefunden haben, Kühen.
Zwei Uber für 6 Personen - unsere Nachbarn I, J und E haben uns begleitet. Nach 4 Minuten Wartezeit wurden wir abgeholt und die Autofahrt begann. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto verwinkelter, kurviger und steiler wurde die Strasse. Selbst unser Uber Fahrer war erstaunt über diese Entwicklung - noch nie zuvor ist er der Hauptstrasse so weit gefolgt. Auf die Frage, wie wir planen zurückzukommen, antworteten wir unserem Fahrer: mit Uber. Was folgte war sein lautes Lachen. An diesen Ort würden weder Taxi noch Uber fahren. Was solls, dachten wir, irgendwie gibt es immer einen Weg zurück.
Bevor wir nach 40 Minuten Fahrt an unserem eingegeben Ziel ankommen konnten, hat uns schliesslich eine Herde Kühe einen Strich durch die Rechnung gemacht. Unbeeindruckt blieben sie an Ort und Stelle stehen, woraufhin wir schliesslich das Auto verlassen mussten. In Rückblick auf das Gelächter unseres Chauffeurs notierte ich mir seine Handynummer und folgte den anderen hinein in die Kuhherde. Wir liefen einfach mal drauf los, ohne zu wissen, was uns erwarten oder wohin es uns treiben würde.

Die Aussicht war atemberaubend. Man konnte ganz San José City sehen, unter all diesen majestätischen Wolken und all dem Grün. An der ersten Abzweigung, die uns begegnete. gingen wir links, immer mehr ins Nichts hinein. Als wir schliesslich bemerkten, dass dieser Weg zu nichts führte, entschlossen wir uns quer durch die Pampa zu laufen - über den steilen Abhang, auf dem die Kühe grasten. Ganz schön tückisch, denn es stellte sich heraus, dass das Gras höher war als es wirkte und man somit tief in die Erde einsank. Diese Umstände erforderten grosse, ulkige Bewegungen, und nach grossen Anstrengungen, nicht in Kuhmist zu treten oder auszurutschen, gelangen wir wieder auf den anfänglichen Pfad, auf dem uns Mister Uber abgeladen hatte. Zu diesem Zeitpunkt begann die Sonne langsam unterzugehen. Diesen besonderen Moment genossen wir auf einem grünen Fleckchen Erde.



Als das Sonnenlicht schliesslich fast verschwunden war, machten wir uns auf den Heimweg, ohne zu wissen, wie dieser bewältigt werden sollte. Dort oben auf 2200 Metern Höhe hatte niemand von uns nur Anzeichen von Empfang. An Uber oder Taxi war somit gar nicht erst zu denken. Wir liefen also einfach mal drauf los, so wie anfangs auch. Wir kamen an jeglichen Farmen vorbei, gross und klein, an eindrucksvollen Häusern, kleinen Blechhütten, bellenden Hunden und vielen Kühen. Beeindruckend, wie viel Zivilisation auf solch einer Höhe es doch gab - in der Schweiz findet man hier und da mal eine kleine Hütte, in der aber eigentlich niemand lebt. Hier hingegen reihten sich Haus an Hütte an Farm.
Die Sonne versteckte sich schlussendlich komplett, woraufhin sich die Dunkelheit immer mehr ausbreitete. Moskitos, Kälte Co. kamen aus ihren Löchern hervor. Zum Glück hatte ich meine Kamera in ein Halstuch eingewickelt, das ich ihr abnehmen und meinem Hals anlegen konnte.
Als schliesslich volle Dunkelheit eingetroffen war, konnten wir nun auch massenweise kleine Leuchtkäferchen entdecken, die uns den Weg leuchteten. Eindrucksvolle Tierchen, die ich seit meiner jungen Kindheit nicht mehr bewundert hatte. Ein kleines Trostpflaster in unser scheinbar ausweglosen Situation. Klingt jedoch dramatischer als es tatsächlich war. Wir hatten Freude an den nächtlichen Eindrücken und unserem Spaziergang. Der Gedanke an eine 4 Stündige Wanderung nach Hause hat diese Unbeschwertheit nicht beeinflusst. Im Gegenteil - wir wollten Abenteuer, nun hatten wir Abenteuer.
Nach gefühlten hundert Kurven entdeckten wir plötzlich einen Bus in naher Ferne. Wir rannten auf ihn zu, auch wenn er in die Richtung fuhr, von der wir kamen. Eine kurze Konversation mit dem Busfahrer verriet uns, dass er in Kürze umdrehen würde um die Route wieder zurückzufahren. Was ein Glück! Wir gingen also auf die andere Strassenseite zu einer kleinen, überdachten Fläche, die eine Bushaltestelle darstellen sollte, und warteten, bis der Bus zurückkam. In dieser Zeit gesellte sich ein Hund zu uns - offensichtlich ein Strassenhund, von denen es hier in Costa Rica etliche hat. Er suchte nach Liebe und Zuneigung, die wir ihm gerne gegeben hätten, wären da nicht jegliche Argumente, die gegen solch eine Kuschelaktion sprechen. Wir beherrschten uns zwangsläufig, auch wenn der kleine Racker unheimlich ehrgeizig und aufrdinglich in seinem Vornehmen war. Der Bus kam schliesslich zur Hilfe und nahm uns mit nach Coronado, wo er uns direkt vor unserer Academia absetzte.
Geplagt von Hunger, aber gefüllt mit tollen Eindrücken und Erfahrungen, setzten wir einen Topf auf den Herd und begannen zu kochen.
Ein aufregender Tag ging so zu Ende. More to come!
¡Hasta luego!
L.
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