Cuba Libre - Part 1
- L.
- 3. Nov. 2018
- 3 Min. Lesezeit
Was eine schöne Vorstellung, oder? Ein freies Cuba. Doch der berühmte Cocktail, der seinen Ursprung in Cuba hat und dort fast schon wie Wasser getrunken wird, hat seinen Namen wohl eher in einer Wunschvorstellung gefunden, nicht jedoch in der Realität. Doch wie sieht die Realität in Cuba überhaupt aus?
Wir hatten unsere eigenen Vorstellungen, die auf der Reise von zahlreichen Reisenden zusätzlich beeinflusst wurden.

Wir hörten immer wieder, wie teuer es sei; Dass man aufpassen müsse, denn Kubaner wollen ja nur das eine – Geld. Dich abzocken.
Ausserdem seien die Läden, wenn es denn welche hätte, leer. Sollte man schliesslich doch etwas zum Kaufen finden, habe es dafür eine eigene Touristenwährung, die sich CUC nennt, wobei 1 CUC gleich 1 Euro entspricht. Einheimische würden mit einer anderen Währung namens CUP zahlen, an die man als Tourist nicht so leicht rankommen würde (25 CUP entsprechen 1 CUC/1Euro).
Zudem hat es Touristenbusse, und Busse für Kubaner, die sich guagua nennen. Dabei sei die Trennung sehr streng und wichtig. Touristen sei demnach der Zugang zu diesen Bussen verboten, und andersrum.
Ich war überwältigt von all diesen Informationen. So richtig positiv klang das alles nicht. Die meisten, die wir kennenlernten, hatten weniger gute Erfahrungen in Kuba gemacht. Dabei ging es aber immer um eine Sache – Geld.
Wer will nun also das Geld? Die Kubaner, oder doch eher die Touristen, die dort hinreisen und ihr Geld lieber behalten wollen? Ich war verwirrt, hatte ich mich doch so auf Kuba gefreut.
Zwei Tage vor der Abreise suchten wir uns Unterschlupf in einem Hostel in San José, Costa Rica. Wir waren gespannt auf all das, was uns erwarten würde. Und wir wollten vorbereitet sein. Also gingen wir los, um uns mit allen nötigen Utensilien auszustatten – Verbandszeug, Medikamente, Shampoo, Zahnpasta, ein paar neue Kleider können auch nicht schaden, dachten wir uns. Wir erwarteten schliesslich komplette Apokalypse dort. Keine Läden, keine Produkte. Zumindest wurde es uns so immer wieder erzählt.
Wenn ich nun zurückblicke, muss ich lachen. Ich kann mir nicht erklären, wie uns so viele Unwahrheiten erzählt werden konnten. Oder wussten es die anderen einfach nicht besser? Ich erzähle Euch nun, wie es uns wirklich ergangen ist, wie Kuba im Jahre 2018 wirklich ist und wie uns die Menschen dort aufgenommen haben.
Am Tag der Abreise stieg meine Nervosität. Unser Flug brachte uns morgens zu unserem Ziel. Dabei kamen mir weitere Touristenmärchen in den Sinn. Die Einreise sei so kompliziert und sehr streng. Sie würden das Handy durchsuchen, dein Gepäck, Dich, einfach alles. Ich hoffte einfach, dass ich nichts Illegales an mir hatte. Schliesslich weiss man ja nie, oder?
Im Flugzeug wurde uns schliesslich ein Zettel verteilt. Dabei erhielten Kubaner ein anderes Formular wie Touristen. Dieser Zettel fragte nach allem Möglichen. Wie viel Geld hast Du dabei? Hast du Nahrungsmittel? Krankheiten? Drogen? Pornografie?
Wir teilten uns einen Stift und füllten nacheinander die Formulare aus. Als wir schliesslich landeten und das Flugzeug verlassen konnten, wartete eine Personenkontrolle auf uns. In diesem tristen, düsteren Flughafen. Man fühlte sich direkt in eine andere Zeit versetzt. In ein anderes System. Und so war es auch.
Es gab fast ausschliesslich Frauen als Angestellte. Sie trugen Röcke. Ihre Strumpfhosen darunter stiessen besonders ins Auge. Jede hatte eine an, doch es gab keine Strumpfhose doppelt. Der Stil war dennoch gleich. Aufreizend. Es hatte etwas von Bordell.
Entschuldigt, doch anders kann ich es nicht beschreiben. Stellt Euch Netzstrümpfe vor, einfach mit jeglichen Arten von Mustern. Mal etwas grober, mal etwas feiner. Mal mit Blumen, mal mit Kreisen, Punkten, Strichen, oder beides gleichzeitig. Sie waren alle schwarz, und keine war normal. Es war schon fast surreal.
Beeindruckt von diesem visuellen Schauspiel mussten wir nach kurzer Wartezeit unser Gesicht vor einer Kamera präsentieren. Dazu unser Pass und das Visum.
Anschliessend ging es weiter zur Handgepäckkontrolle. Via Scan prüfte man alles mehr oder weniger genau. Daraufhin durften wir gen Kofferausgabe gehen, vorbei an molligen, älteren Krankenschwestern, die ihre Uniform wohl aus einem Kostümverleih hatten. Oder so sah es zumindest aus.
Und was erwartete uns am Gepäckband? Richtig – Werbung. Hääääää?
Wir dachten wir wären hier im Kommunismus, und schon direkt am Flughafen erwartet uns Werbung einer englischen Zigarettenfirma. Während wir auf unsere Sachen warteten, spekulierten wir über all diese Eindrücke. Die Strumpfhosen, die Krankenschwestern, die Werbung, die wenigen Männer.
Unsere Spekulationen wurden von einer weinenden, aufgebrachten Frau unterbrochen. Eine Amerikanerin, wie man direkt zu hören bekam. Ihr Koffer hatte nun anstatt vier Rollen, nur noch drei. Schuld war natürlich dieser „Saftladen“ Cuba.
Die ersten Eindrücke stillten unsere Verwirrung nicht. Unwissend, was uns ausserhalb des Flughafens erwarten würde, liefen wir Richtung Ausgang.
Wir waren eine der letzten, nachts um 1 Uhr.
Fortsetzung folgt...
¡Hasta luego!
L.

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